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HETTENSEN
-
Landkreis Northeim

 


Die wüst gefallene Ortschaft Vredewolt


Ruine der Friwoler Kirche um 1900
Foto: Herting Treusch von Buttlar



Die Wüstung Friwole ist - wenn auch mittlerweile inmitten des Rotbuchenwaldes ein wenig versteckt - etwa einen Kilometer flussabwärts der Schwülmequelle und damit knapp drei Kilometer westlich der Ortschaft Hettensen zu finden.

Vredewolt (oder auch Friwole bzw. Friwohle) lag etwas oberhalb der feucht-sumpfigen Schwülmeaue jenseits des Steilhanges zum 'Kleinen Hagen'. Die Schwülmeniederung einerseits, die auf Grund ihrer Feuchtigkeit nicht zur Bebauung geignet war, und der oben genannte Steilhang beschreiben die natürliche Begrenzung der ehemaligen Ortslage.

Die Dorfstelle als solche ist nicht mehr eindeutig erkennbar, jedoch zeugen recht gut erhaltene Teile der Wehrkirchenanlage - und dabei besonders der etwa 12 Meter hohe Turm der Kirche sowie der umlaufende Wehrgraben - von der einstigen Lage der Ortschaft Friwole, die im Laufe der Geschichte auch als Fredewald, Friedewald, Freyenwalde oder Vredewolt bezeichnet wurde.

Der Name 'Friwole' ['Friwohle'] ist mundartlich in Hettensen seit denkbaren Zeiten gebräuchlich und hat so auch Eingang in alle kartografischen Werke der Gegenwart gefunden. Die vom Thieplatz in Hettensen aus zu der wüst gefallenen Ortschaft führende Ausfallstraße führt seit dem Jahre 1974 die Bezeichnung 'Friwoler Straße'. Obwohl diese Straße auf der nachfolgenden Karte nicht eingezeichnet wurde, ist die Lage der Ruine Friwole eindeutig auszumachen.



Hettensen und die Friwoler Kirche
--- Historische Karte aus dem Jahre 1930 ---







Zeugnisse aus Urkunden


Nach einer Angabe im Lehnbuch Herzog Ottos von Braunschweig [Otto der Milde] wurde Albert von Stockhausen im Jahre 1318 mit "villam vredewolt" belehnt.

Im Jahre 1354 wollen die Herren von Rostorf, die auf der Burg Hardeg residierten, Friedewald [Friwole] "das dorp fredewolde, mid dem dat to horet" an die Herren von Adelebsen verpfänden. Sie behalten sich jedoch das Rückkaufsrecht vor.
Ob es aber tatsächlich zu dieser Verpfändung gekommen ist, kann nicht nachgewiesen werden.

Zwischen 1466 und 1486 ist die Ortschaft Friwole vermutlich zerstört worden. Zeitgleich erfolgte die Plünderung und Brandschatzung des Nachbardorfes Hiddehausen [Hettensen].

In einem Subsidienregister des Archidiakonats Nörten aus dem Jahre 1519/20 wird Fredewolt zwar erwähnt, jedoch ohne jegliche Angabe einer geleisteten Abgabe.
Dies lässt den Schluss zu, dass die Kirche zwar vorhanden war, aber nicht mehr ihre ursprüngliche Funktion hatte.

In einer Erbenzinsbeschreibung des Gerichtes Hardegsen aus dem Jahre 1534 ist das Dorf Friwole nicht mehr aufgeführt.

Die Hettenser zahlen laut Aufzeichnungen im Hardegser Amtsregister des Jahres 1586 einen Wiesenzins für Flächen der wüsten Dorfschaft Freyenwalde.

In einem Bericht über "Wüste Ortschaften der Provinz Hannover" aus dem Jahre 1715 findet man die Eintragung "Auff der Grentze zwischen Hardegsen und Adelebsen liegt eine wüste Dorfstätte, Fredewald genannt."

Aus der "Geographisch-historischen Beschreibung des Amtes Hardegsen" von Friedrich von Wissel geht hervor, dass im Jahre 1755 Teile des Kirchenschiffes der Friwoler Kirche noch vorhanden und auf dem Kirchplatz noch deutliche Überreste von Gebäuden sichtbar sind: ... "man siehet auch noch jetzo ziemlich hohe Mauern der ehemaligen Kirche und des Thurmes ingleichen starcke rudera des Kirchhofes."




Schießscharte im Turm der Wehrkirche
Photo: Rainer Glahe




Auszug aus der Erbenzinsbeschreibung des Dorfes Hettensen von 1726

Genannt sind hier diejenigen, die Erbenzins für Freudenwalder Flächen zahlen:


1. Ricus Schrader (später Joh. Heinrich Sprenger) von der Thornwiese

2. Hans Droste (danach Johann Georg Steinmeier). Eine Wiese, die Dreckwiese genannt, gibt aber Erbenzins ans Amt [Hardegsen] und es ist dabei nicht bemerkt, dass sie im Freudenwalder Erbenzins steht.

3. Heinrich Piepenbrink (danach Johann Christian Kulp). Eine Wiese in den Hösten gehört in den Freudenwalder Erbenzins.

4. Hans Jürgen Sauermann (anschließend Hans Heinrich Lüdecke und danach Johann Daniel Klinge). Ein Wiesenplatz hinter den Thorn gibt Freudenwalder Erbenzins.

5. Christoph Kulps Witwe (dann Ricus Kulp und darauf Joh. Christian Kulp). Ein Wiesenplatz in Freudewald gibt Friedewaldschen Erbenzins.

6. Stoffel Leonhardt (später Moritz Leonhardt) Einen Wiesenplatz beim Thurm gibt Friedenwaldtschen Erbenzins.

7. Hans Henrich Sprenger (dann Heinrich Christoph Sprenger). Eine Wiese im Friedewalde, so er von Wiesen zu Ellierode erläuft, gibt ans Amt vier Pfennig Erbenzins.

8. Hans Henrich Wienecken (danach Friedrich Hettenhausen). Dieselbe Thornwiese gehört in den Friedewalder Erbenzins.

9. Christoph Wienecke (danach Julius Kulp). Dieselbe Thornwiese gehört in den Friedewalder Erbenzins.




Ruine und Wehrgraben der Friwoler Kirche (2003)
Foto: Rainer Glahe




Zur Stellung der Gebäude


Der Moringer Lehrer Dieter Kirchner hat Mitte der 1970er Jahre mittels Handbohrungen im Umfeld der Kirchenruine Friwole Hüttenlehm und Holzkohlepartikel nachgewiesen. Da Lehm früher als Baustoff vorwiegend im überdachten Bereich von Gebäuden Verwendung fand (in erster Linie zur Ausmauerung und zum Verputz der Gefache sowie als Fußbodenbelag), sind diese Funde geeignet, den Standort von Hofflächen (Wohnhäusern und Wirtschaftsgebäuden) annähernd zu ermitteln.

Nach der teilweisen Freilegung und Untersuchung der Kulturbodenschicht sowie der Anlage eines Bohrkatasters erstellte Kirchner den unten abgebildeten Lageplan des Ortes. Er hält es für gesichert, dass auf Grundlage seiner Forschungen - und dabei insbesondere untermauert durch die Bohrungs-Ergebnisse - die gesamte Ausdehnung der Siedlung Friwole erfasst worden ist.

Vgl. dazu: Dieter Kirchner, Versuch einer Rekonstruktion des Ortsgrundrisses der Wüstung Friwole (Vredewolt), Gem. Hardegsen (Krs. Northeim) mit Hilfe von Handbohrungen; in: Göttinger Jahrbuch 1978, 26. Folge.


Plan des ehemaligen Dorfes Friwole
Zeichnung: Dieter Kirchner



Unschwer ist festzustellen, dass die Kirche auf einer Anhöhe im Zentrum des Ortes gestanden hat.

Bei genauer Betrachtung des Turmes der Kirchenanlage fällt vorrangig das mächtige Buntsandstein-Mauerwerk (d ~ 1,00 Meter) des Bauwerkes auf. Weiterhin sind auch mehrere sich nach außen verengende schießschartenartige Fensteröffnungen zu erkennen. Berücksichtigt man ferner, dass das Bauwerk von einem cirka sechs Meter breiten und etwa 1,50 Meter tiefen Graben umgeben war, dann ist anzunehmen, dass es sich hier um eine Wehrkirche, also um eine Verteidigungsanlage handelt, in die sich die Bewohner der Ortschaft im Belagerungs-/ Verteidigungsfalle zurückziehen konnten.

Wenn man davon ausgeht, dass die zum Teil noch in den Seitenwänden des Turmes erkennbaren Löcher für waagerechte Decken-Lagerbalken vorgesehen waren, dann kann festgestellt werden, dass der Wehrturm mindestens fünf Etagen mit einer Geschosshöhe von jeweils etwa 2,30 Meter hatte und so vermutlich der gesamten Friwoler Bevölkerung Schutz vor Angreifern bieten konnte.

Ob dieser Turm jemals für klerikale Zwecke genutzt wurde, ist somit stark anzuzweifeln. Da in seiner direkten Umgebung jedoch weitere Fundamente liegen - diese sind aber inzwischen mit Bauschutt u.Ä. bedeckt - sollte als gesichert gelten, dass das eigentliche Kirchenschiff als ein Anbau an den Wehrturm konzipiert war.


Wehrkirchenanlage Friwole
Zeichnung: Dieter Kirchner




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Zeitungsartikel HNA 13. Juni 1986
Sammlung Albert Diederich






Diese Fotos stammen aus der Sammlung von Revierförster a. D. Helmut Rang.
Die obere Aufnahme zeigt den Wehrturm der Friwoler Kirche vor dessen Restaurierung im Jahre 1988, das untere Foto den restaurierten Turm nach Abschluss der Instandsetzungsarbeiten im Jahre 1990.

Unter anderem lag dem für das Gebiet der Revierförsterei Goseplack zuständigen Forstmann der Erhalt der historisch bedeutsamen Ruine der Friwoler Kirche sehr am Herzen.

Im Jahre 1986 fand eine heimatkundliche Exkursion statt, wo auf die dringende Notwendigkeit von Baumaßnahmen zum Erhalt des Bauwerkes hingewiesen wurde. Die Pläne des Staatshochbauamtes Northeim lagen zwar schon in den Schubaladen, die Finanzierung war jedoch damals nicht gesichert, so dass es noch bis zum Jahre 1990 dauern sollte, bis die Arbeiten erfolgreich abgeschlossen werden konnten.



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Wegweiser zur Friwoler Kirche
Foto: Rainer Glahe


Seit dem Spätsommer 2006 sind die Wege, die von Hettensen und von der Bramburgstraße [Holmkestraße] aus zur Ruine der Friwoler Kirche führen, ausgeschildert. Mitglieder der Wanderfreunde Hettensen 1984 e.V. sowie des Festausschusses 1050 Jahre Hettensen haben die Wegweiser aufgestellt, die vom Festausschuss angeschafft worden waren .

Damit können nunmehr auch Neubürger unserer Ortschaft, an der Ortsgeschichte Interessierte und Wanderer aus der Umgebung den Weg zu den Überbleibseln der Wehrkirchenanlage problemlos finden.









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